Epochen leicht gemacht: 1. Spätantike Buchmalerei und frühchristliche Kunst

Willkommen zu  dem ersten Beitrag der Reihe Epochen leicht gemacht!

Spätantike Buchmalerei und frühchristliche Kunst sind die ersten Epochen, auf die ich eingehen möchte. Diese waren auch chronologisch die ersten, welche in meiner Einführungsklausur abgefragt wurden. Wie angekündigt, werde ich euch je ein Beispielbild zeigen und die prägnantesten Merkmale der Epoche samt kurzer Erklärung zusammenfassen.

Spätantike Buchmalerei

Die Buchmalerei der spätantike ist sehr fragmentarisch überliefert. Die bekanntesten Werke nach Vergil werden auf den Zeitraum des 4. und 5. Jahrhunderts datiert. Trotz der fragmentarischen Überlieferung kommen doch einige Darstellungen zusammen, daher ist es ratsam sich auch eine Epoche mit wenigen Werken anzuschauen.

Vergilius Vaticanus, um 400, Vatikan, Biblioteca Apostolica, Cod. Vat. lat. 3225 (Quelle: Wikimedia Commons| Public Domain)

Natürliche Körperauffassung

Die Körper in der spätantiken Buchmalerei sind naturalistisch geformt. Unter den Gewändern lässt sich eine hohe Körperlichkeit erkennen, die Gliedmaßen scheinen natürlich und nachvollziehbar miteinander verbunden.

Bedeutungsperspektive

Die Werke zeigen eine Bedeutungsperspektive. Das heißt, dass die bedeutungstragenden Elemente (hier Personen) in unnatürlichem Größenverhältnis zu den anderen Bildelementen stehen. Eine Person kann also durchaus so groß wie ein Tempel sein.

Räumliche Tiefe durch Schatten und Licht

Die Figuren sind durch Weißhöhungen (helle Partien, die Lichtreflexe darstellen) und Schatten modelliert und erhalten dadurch ihre Plastizität. Auch das einfach gestaltete Gebäude im Hintergrund wirkt durch die Schattierung weniger zweidimensional.

Oft antike Architektur

Wie in diesem Beispiel, sind oft antike Tempel oder Ähnliches abgebildet. Ebenso wie Mühlen gerne in niederländischen Gemälden abgebildet wurden, so kann auch ein Tempel einen Hinweis auf die Zeit und das Land liefern.

Antikische Gewänder

Die Gewänder der spätantiken Buchmalerei sind meist antikisch: Togen, Sandalen…

Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten: Kleidung bietet keinen verlässlichen Anhaltspunkt für die Datierung. Vermeidliche zeitgenössische Kleidung kann nämlich auch in die Irre führen. Mit der Zeit bekommt ihr ein Auge dafür, ob die Kleidung und zum Beispiel die Malweise zusammenpassen.

Frühchristliche Kunst

Da Anhänger des Christentums zunächst verfolgt wurden, trat ihre Kunst nur vereinzelnd, oft auch versteckt auf. Als das Christentum im Zuge der Konstantinischen Wende 380 zur Staatsreligion erhoben wurde, ändere sich dies. Zahlreiche Kirchen wurden erbaut bzw. umfunktioniert und mit christlichen Symbolen und Ikonen verziert. Für uns endet die frühchristliche Kunst um 600, nämlich mit Beginn der iro-schottischen-/ insularen Kunst, die Thema des nächsten “Epochen leicht gemacht”-Teils wird. Die Übergänge dieser frühen Epochen sind natürlich fließend, man könnte die insulare Kunst also durchaus noch als Ausläufer der frühchristlichen Kunst bezeichnen.

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Ravenna, San Vitale, Mosaik der Nordlunette: drei Pilger erhalten Essen von Abraham, um 547 (Quelle: Wikimedia Commons| Public Domain)

Häufig Mosaike

Ein gängiges Medium der frühchristlichen Kunst sind Wand- und Bodenmosaike. Diese sind gerne in Zyklen dargestellt, wie z.B. in San Vitale in Ravenna.

Isokephalie

Isokephalie (griech.: Gleichkopfhöhe) bedeutet, dass die Köpfe mehrerer Personen auf einer Höhe liegen. Das kann dezent und natürlich (wie bei dem Beispielbild) oder auch inszeniert wirken.

Bedeutungsperspektive

Wie auch bei der spätantiken Buchmalerei, kann in der frühchristlichen Kunst die Bedeutungsperspektive vorherrschen.

Die nächsten Epochen, die ich euch vorstellen werde sind die insulare Kunst und die Karolingische Renaissance (samt der verschiedenen Buchmalereischulen um 800).

Ihr habt Anregungen, Verbesserungsvorschläge oder wollt einfach euren Senf dazu geben? Dann schreibt ein Kommentar und lasst mich wissen, wie euch der Beitrag gefallen hat und was ihr euch von der Reihe Epochen leicht gemacht erhofft.


Bedanken möchte ich mich herzlich bei Frau Dr. Liane Wilhelmus, die im Propädeutikum “Form und Stil” an der Universität Heidelberg die Epochen besonders anschaulich dargestellt hat. Die Ausführungen orientieren sich an meinen Aufschrieben und weiterführenden Recherchen dieser Einfühung.

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