Heute gibt es einen Beitrag aus dem weiten Feld der Druckgrafik: Die Tiefdruckverfahren! Kupferstich, Radierung und weitere Techniken will ich dir heute mit Beschreibung und verständlichen Schaubildern zeigen.
Der Tiefdruck unterteilt sich in die Ätzverfahren und die Linienstiche. Das heißt, die Vertiefungen werden entweder durch chemische Abtragung (Ätzung in einem Säurebad) oder durch mechanische Abtragung (bspw. mit einem Stichel) gewonnen.
Das Prinzip ist, dass die Vertiefungen Farbe aufnehmen. Um nun einen Druck herzustellen, ist ein hoher Druck (im Sinne von Kraftaufwand) in den Pressen nötig, da die Farbe sozusagen aus den Rillen auf das Papier gequetscht werden muss.
Dadurch, dass ein solcher Druck aufgebaut werden musst, nutzen sich die Druckplatten schnell ab und werden unbrauchbar.
Aber genug drum herum geredet, auf zur ersten Drucktechnik!
Kupferstich
Der Kupferstich funktioniert im Grunde so, wie man sich eine ganz normale Tiefdrucktechnik vorstellt und ist, behaupte ich mal, die einfachste Form der Tiefdruckverfahren.
- Die Umrisse der Zeichnung werden seitenverkehrt auf die Platte übertragen.
- Mit einem Grabstichel werden feine Linien in die Platte geritzt. Dabei entstehen durch die Verdrängung sogenannte Grate links und rechts der Linien.
- Die Grate werden entfernt, wodurch der Druck sauberer und genauer wird.
- Die Kupferplatte wird mit einem Tampon eingefärbt.
- Anschließend wird sie abgewischt, sodass sich die Farbe nur in den geritzten Stellen befindet.
- Unter hohem Druck (in einer Presse) wird die Farbe auf das Papier übertragen.
Et voila – die erste Drucktechnik druckt!
Wissenswert: Die Linie eines Kupferstichs nennt man Taille, da sie zu Beginn fein sind und sich unter dem Druck des Grabstichels verdicken. Zum Ende der Linie wird sie wieder feiner.
Kaltnadeltechnik
Die Kaltnadeltechnik funktioniert im Grunde genauso wie der Kupferstich, nur werden hier die Grate stehen gelassen.
- Es werden Linien in die Kupferplatte eingeritzt.
- Die dabei entstandenden Grate werden stehen gelassen.
- Die Platte wird mit Farbe überzogen und abgewischt.
- Die aufgetragene Farbe bleibt in den eingeritzten Stellen und an den Graten haften. Der Druck wirkt dadurch unregelmäßiger und die Linien lebendiger als bei einem Kupferstich.
Die Radierung
Die Radierung ist schon ein etwas anspruchsvolleres Verfahren. Sie ist ein Ätzverfahren, das folgendermaßen funktioniert:
- Die unbearbeitete Druckplatte wird mit einer säurefesten Schicht, dem Ätzgrund oder auch Deckfirnis genannt, überzogen. Er besteht meist aus einer Mischung aus Wachs, Harz und Asphalt. Der Ätzgrund wird mit Ruß geschwärzt und getrocknet, bis er hart geworden ist
- Nun ritzt man mit einer Radiernadel in den Ätzgrund und leg so die Kupferplatte frei, ohne diese zu beschädigen.
- Ist die Platte fertig geritzt, kommt sie in ein Säurebad, meist aus Salpetersäure. Durch den Ätzgrund wird die Kupferplatte geschützt und nur an den Stellen geätzt, an denen der Ätzgrund entfernt wurde. Wenn du mich fragst, das ist ziemlich tricky!
- Wenn die Platte tief genug geätzt wurde, wird sie aus dem Bad genommen und der Ätzgrund abgetragen. Nun sind nur noch die Vertiefungen in der Kupferplatte sichtbar.
- Mithilfe eines sogenannten Tampons wird Farbe auf die Platte gegeben und danach saubergewischt.
- Nun kann man mit dem Drucken beginnen!
Aquatinta
Die Aquatinta ist ein noch etwas anspruchsvolleres Ätzverfahren.
- Auf der blanken Kupferplatte wird gleichmäßig feiner Harz- oder Asphaltstaub verteilt. Dies geschieht in einem Staubkasten. Die Stellen, die auf dem Stich komplett weiß bleiben sollen, werden mit Deckfirnis bestrichen, wie auch bei der Radierung. Der Staub wird von der Unterseite erwärmt, bis er schmilzt. Er darf jedoch nicht zerfließen! Durch die angeschmolzenen Staubkörner entsteht ein feines Netz aus säurefestem Material.
- Die Platte kommt nun in ein Säurebad und alle Stellen, an denen weder Deckfirnis noch ein Staubkörnchen liegen, wird geätzt.
- Nach dem Säurebad kann an die Stellen, die tief genug geätzt wurden eine neue Schicht Deckfirnis aufgelegt werden. Die anderen stellen werden weiterhin geätzt. Das ganze wird so lange wiederholt, bis der Graveur zufrieden ist mit seinem Ergebnis.
- Nun wird die Farbe aufgetragen und abgewischt.
- Die Platte ist fertig zum Druck!
Je tiefer die Ätzung, desto mehr Farbe kann sie aufnehmen und desto dunkler wird sie. Dadurch kann die Aquatinta viele verschiedene Grautöne und Schattierungen darstellen.
Mezzotinto
Die Technik der Mezzotinto, auch Schabtechnik oder Schwarzkunst genannt, ist schnell erklärt, aber nicht weniger raffiniert…
- Die Kupferplatte wird mit einem Wiegemesser aufgeraut, nun würde die komplette Platte Farbe aufnehmen.
- Die Zeichnung wird mit einem Polierstahl gleichmäßig herausgearbeitet und geglättet. Je heller der gewünschte Ton auf dem Druck sein soll, desto stärker muss die aufgeraute Stelle geglättet werden.
- Schließlich wird die Platte mit Farbe überzogen und abgewischt. Die Farbe bleibt nun lediglich auf den noch rauhen Stellen zurück, sodass diese das Papier färben.
- Und wieder: Fertig zum Druck!
Das ganze dauert sehr lange und ist Kraftaufwändig. Was bei der Radierung die Säure erledigt, muss hier in mühevoller Kleinarbeit von Hand bearbeitet werden. Das Ergebnis kann sich eindeutig sehen lassen!
Das wars schon?
Ja, das sind sie gewesen, die Techniken des Tiefdrucks! Hast du was gelernt, findest du die Schaubilder hilfreich? Möchtest du gerne mehr über Druckgrafiken erfahren? Lass doch einen Kommentar da und sag, schreib was du wissen möchtest!
Hey,
bin gerade zufällig auf deinen Blog gestoßen. Super Beiträge!
Eine Anregung hätte ich bei der Darstellung der Querschnitte der Druckplatten: es wäre besser die Vertiefungen bei der Kaltnadelradierung, Radierung und beim Kupferstich spitz darzustellen statt rechteckig. Durch die rechteckige Darstellung der Vertiefungen könnte der Eindruck entstehen, dass diese auch breit sein könnten wie bei einem Hochdruck, jedoch würde darin ja die Farbe nicht haften. Die Optik würde vermutlich einer offenen Ätzung gleichen.
Außerdem wäre es super, wenn du Abbildungen von Vergrößerungen der Linien der jeweiligen Technik hättest (Ich weiß, sowas ist nicht immer leicht zu finden), so wäre klarer wie diese Wirken, um diese besser auch als Druck unterscheiden zu können. Aber das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit für einen anderen Blogbeitrag. Drucktechniken anhand der Drucke erkennen oder so 😉 Da hab ich mal ne Unterrichtsstunde zu gemacht.
Aber genug Anregung. Fachlich ist dein Beitrag echt Top! (Ich hatte einen Großteil meines Studiums der Druckgrafik gewidmet) Weiter so. Ich werde deinen Blog auf jeden Fall weiter verfolgen!!!
Liebe Grüße
Julia
Hallo Julia, danke für dein wunderbares Feedback! Stimmt, die Linien im Querschnitt der jeweiligen Technik anzupassen wäre echt eine Idee. Ein Beitrag zum Erkennen der verschiedenen Techniken (dann mit Nahaufnahmen, quasi unter der Lupe) ist gerade in Arbeit. Die ein oder andere Druckgrafik habe ich zu Hause, mal sehen, wie gut ich da noch an aussagekräftiges Bildmaterial komme^^. Liebe Grüße!