Jahresrückblick 2023: Ein Jahr des Übergangs

Das Jahr geht zu Ende und es ist Zeit, einen Blick auf die letzten zwölf Monate zu werfen. 2023 war mein erstes Jahr ohne Uni. Die ersten Schritte als Kunsthistorikerin in der weiten Welt da draußen. Wo fange ich an, wenn es so viel zu erzählen gibt? Wenn gefühlt alles durcheinander war und ich gleichzeitig den Eindruck habe, das letzte Jahr sei einfach so an mir vorbeigezogen (war nicht gerade erst September)? Aber zurück zum Anfang… Heute gibt es meinen persönlichen Rückblick auf 2023.

Neues Jahr, neues Glück! Wie jedes Jahr habe ich mir auch für 2023 einige Dinge vorgenommen. Heute möchte ich allerdings nicht meine Bucket-Liste für 2023 auswerten, sondern schauen, was unabhängig von meinen Plänen alles passiert ist. Also, los geht’s.

🗺️ Januar, Februar, März: Die Weichen für das Jahr werden gestellt

Das Jahr 2023 begann zunächst abseits von Arbeit und Projekten. Nach einem gemütlichen Silvesterurlaub mit Freunden haben wir Anfang Januar zwei Kater adoptiert. Die beiden gesprächigen Chaosköpfe haben unseren Alltag ordentlich aufgewirbelt und tun es seitdem.

Nach einer kurzen Karzenzzeit ging es direkt los mit einem großen Thema: Nach den Feiertagen wagte ich mich vor und sprach mit meinem ehemaligen Professor und Prüfer das erste Mal und über eine geplante Promotion. Ein sehr aufregender Schritt, auch wenn bis dato nicht mehr passiert war, als dass der Wunsch immer weiter gewachsen war, weder der Forschung noch dem wissenschaftlichen Schreiben den Rücken zukehren. Es gab also die Absicht und eine grobe Richtung, wenn auch noch keinen konkreten Arbeitstitel. Aber wie heißt es so schön: Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und der war damit getan.

Im Februar habe ich dann meinen ersten eigenen Workshop geleitet. Mit den Teilnehmer:innen habe ich mein System der Literaturverwaltung mit Notion geteilt, das ich während meiner Masterarbeit entwickelt und intensiv genutzt habe. Gemeinsam haben wir eine neue Literaturdatenbank angelegt und uns zu dem Thema ausgetauscht. Warum ich mein System geteilt habe? Immer wieder habe ich mitbekommen, dass niemand so recht über Literatur- und Wissensverwaltung sprechen möchte. Ein so privates oder ein so unbequemes Thema? Finde ich beides nicht.

Das positive Feedback an diesem Tag hat mich daher wahnsinnig glücklich gemacht und wieder einmal verdeutlicht, wie sehr auch wir Geisteswissenschaftler:innen vom gemeinsamen Austausch profitieren können!

Und dann kam Ende Februar ein neuer Auftrag für mich als selbstständige Kunsthistorikerin rein. Eine Sonderausstellung kuratieren. In nur drei Monaten sollte die Vernissage sein und zwei große Räume warteten darauf, gefüllt zu werden.

In dieser Zeit habe ich als Kuratorin also ein Ausstellungskonzept zu dem geplanten Thema entwickelt, passende Exponate ausgewählt, Ausstellungstexte entworfen und geschrieben, die Ausstellungsarchitektur und das Ausstellungsdesign erarbeitet sowie die entsprechenden Recherchen übernommen. Dazu kamen immenser Zeitdruck, Vitrinen-Management und große Erwartungen verschiedener Zielgruppen, die gleichermaßen Erfüllung verlangten.

Im März hat sich gleichzeitg aber noch ein ganz anderer Knoten gelöst: Nach vielen Probevideos kam NetzTraktat zu TikTok! Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, als sich der Lade-Kreis drehte und drehte und mein erstes Video hochgeladen wurde. Es war furchtbar aufregend. Da war mein Video nun draußen in der Welt. Ich vor einem Greenscreen auf TikTok. Die Unterschiede zwischen Skulptur und Plastik erklärend. Auch wenn ich schon vorher Infos mit euch und der Welt geteilt habe, war das für mich der Schritt, fein mit der Bezeichnung Content Creatorin zu sein. Und euer Feedback war mal wieder wunderbar <3

Im ersten Quartal ging übrigens auch unsere (erneute) Wohnungssuche los und sollte sich bis zum Ende des Jahres hinziehen. Darüber aber weiter unten mehr.

🌻 April, Mai, Juni: Im Auge des Sturms und die Ruhe danach

Die Vorbereitungen der Ausstellung, die Ende Mai eröffnet werden sollte, spitzten sich zu und in all dem Stress hat sich auch unser geliebter alter Mercedes-Kombi verabschiedet. Im ländlichen Raum mit lückenhaftem Nahverkehr ein regelrechter Beinbruch für jede:n Selbständige:n unter Zeitdruck. Aber die Lösung war schnell gefunden, bei uns um die Ecke parkte ein TeilAuto, das mir wieder die nötige Mobilität ermöglichte. Auch wenn die zusätzlichen Kosten mein Honorar noch weiter schmälerten, aber das ist wieder ein anderes Thema. Bald darauf sind wir in die alte Studi-Heimat nach Heidelberg gefahren und haben dort unser neues eigenes Auto abgeholt.

In dieser sehr stressigen Zeit habe ich unverhofft meinen Song des Jahres entdeckt: Make your own kind of music von Cass Elliot (ich gebe ja zu, dass das Massive Talent-Meme seine Spuren hinterlassen hat). Mit der neu gewonnenen Freiheit im Frühsommer und dem Song konnte ich einen Kontrapunkt zum Zeitdruck und unfreiwilligen Nachtschichten setzen: Sommerlich warmer Wind, blühende Felder, die weite Landstraße vor mir und gute Musik, die mich daran erinnerte, dass ich meinen eigenen Weg gehe – und dankbar dafür bin.

Dann war es endlich soweit. Die Vernissage stand an und ging vorüber, die Exponate wurden in den Vitrinen bestaunt, meine Texte, die ich unter Mühen und Zeitdruck gemeinsam mit einer Mitarbeiterin auf Stellwände geklebt hatte, wurden gelesen. Und nun, nach drei Monaten enggesteckter Deadlines konnte ich all die Sachen abheften und ruhen lassen. Und endlich realisieren und genießen, was ich geschafft hatte.

Doch es ging direkt weiter mit einem Vortrag über die Kunstgeschichte und das Videospiel im hiesigen Museumsverein. Ein Thema, das mir am Herzen liegt und über das ich Stunden lang sprechen könnte. Die Herausforderung: Das Publikum war nicht die Zielgruppe von Videospielen (als ältere Semester spielten sie bestenfalls Solitär am Computer). Umso spannender war es für mich, diesem Personenkreis den Nutzen von Videospielen als Untersuchungsgegenstand der Kunstgeschichte zu eröffnen. Waren sie danach vollkommen davon überzeugt? Bestimmt nicht. Aber das war auch gar nicht mein Anliegen. Mein Ziel war es, den Horizont der Zuhörenden zu erweitern und das ist mir den Rückmeldungen zufolge gelungen.

Währenddessen erhielt eines meiner TikToks viel mehr Aufmerksamkeit, als ich je erwartet hätte. Mehr als 10k Aufrufe und über 500 Likes! Dass ein Video zum Thema „5 Gründe gegen ein Studium der Kunstgeschichte“ so viel Aufmerksamkeit bekommt, könnte für mich als Kunsthistorikerin ein zweischneidiges Schwert sein. Aber Aufklärung bleibt Aufklärung. Das war mein Ansatz und meine Motivation hinter dem TikTok. Wer das Video gesehen hat, kann sich ein besseres Bild vom Fach machen. Und über Zehntausend Personen haben etwas vom Studium der Kunstgeschichte auf TikTok erfahren. Wenn das mal nicht ein voller Erfolg ist!

Nach all dem Trubel der letzten Monate waren die Vorbereitungen meines dreißigsten Geburtstags eine willkommene Abwechslung. Etwas Schönes planen, nur für mich und meine Liebsten. Und so wurde der Abschluss des ersten Halbjahres und die Sommersonnenwende gebührend gefeiert: Mit guter Laune, Lampions, Lagerfeuer und kühlem Bier mit Limettenschnitzen.

🌊 Juli, August, September: Überall Bewegung

Das dritte Quartal war voller Bewegung. Im Außen und im Inneren. Viel Sport, viele Kurztrips, ein Urlaub… Wir waren in Dresden, Rostock, auf Rügen (wie ich das Meer vermisst habe… und vermisse!) und in Berlin. Und später habe ich mich noch einmal alleine auf den Weg nach Dresden gemacht, um dort mit den Besties aus Heidelberg ein gemeinsames Wochenende zu verbringen.

Gleichzeitig habe ich in der schönen, aber auch sehr turbulenten Zeit in diesem Sommer viel über mich selbst gelernt. Hierzu werde ich in Zukunft sicherlich noch etwas mehr erzählen.

Und auch arbeitstechnisch hat sich etwas getan: Seit September bin ich bei einem kleinen Etsy-Unternehmen angestellt, wo ich neben meinen Forschungen und NetzTraktat etwas dazuverdienen kann und mich noch einmal auf ganz anderer Ebene kreativ ausprobieren kann.

Und dann, nach unzähligen Anschreiben, Besichtigungen und schwierigen Entscheidungen haben wir endlich eine Wohnung gefunden… Und von nun an rast das Jahr!

📦 Oktober, November, Dezember: Von Umzügen und Neuanfängen

Im Oktober ging es direkt los mit dem Packen: Sommerkleidung, Bücher, die auf absehbare Zeit ungelesen bleiben würden, Spielkonsolen, für die gerade keine Zeit war. Nach und nach wurde die alte Wohnung leerer und die neue füllte sich mit Kartons.

Zwischenzeitlich habe ich noch einen Vortrag über Hilma af Klint im ArtVenture Club gehalten und konnte mit den anderen Anwesenden zwei Stunden lang über diese spannende Künstlerin und ihr Werk sprechen.

Und dann habe ich noch eine Projektskizze zum Thema „Kunstgeschichte vermitteln“ entworfen und eingereicht – hierzu mehr, wenn es soweit ist. Ihr könnt jedenfalls schon einmal die Däumchen drücken, wenn ihr mögt!

Dann kam der Umzug mehr und mehr in den Fokus, bis er schließlich den gesamten Alltag eingenommen hat. Obwohl wir wirklich lange gesucht haben (oder vielleicht gerade deswegen?) fiel mir der Auszug am Ende nicht so leicht wie gedacht. Denn obwohl wir schon früh wussten, dass wir wegen Lärmbelästigung aus unserer alten Wohnung schnellstmöglich ausziehen möchten, hat die Mindestmietdauer ihr Übriges getan: Trotz der Probleme wurde die alte Wohnung ein Zuhause. Und wer gibt schon gerne sein Zuhause auf?

Die neue Wohnung bedeutete zwar Ruhe, aber zu Beginn auch jede Menge Arbeit, eine neue Umgebung, neue Wege, neue Abläufe. Und als wäre es nicht genug Stress, den Rückzugsort aufzugeben und zunächst zwischen Kartons zu wohnen, bekam ich prompt zwei Tage nach dem Einzug Corona und saß bis vor Kurzem in einem halbfertigen Schlafzimmer, wo ich darauf wartete, dass mein Testergebnis wieder negativ wurde.

📚 Was hat gefehlt?

Okay, in diesem Jahr war einiges los. Aber was ist denn nun stagniert, frage ich mich. Woher kommt dieses Gefühl, nicht vorangekommen zu sein? Eigentlich betrifft das nur einen Bereich: Ich bin zwischen all den Aufgaben, Chancen und Veränderungen, die in diesem Jahr anstanden, kaum dazu gekommen, mein Promotionsthema weiter auszufeilen.

Der erste „messbare“ Schritt war im Januar mit der ersten Sprechstunde getan. Seitdem habe ich mich mit möglichen Themen beschäftigt, viel gelesen, Mindmaps erstellt und Zeitpläne entworfen. Aber der große Heureka-Moment blieb aus. Der zweite messbare Schritt, die Klammer, die meine Bemühungen vom Januar am Ende des Jahres abschließt, fehlt. Der Arbeitstitel, die Promotionsvereinbarung, das Einschreiben an der Uni.

Mittlerweile kann ich mir eingestehen, dass das okay ist. Was ich brauche, ist eine Änderung in meinem Mindset: Die Themenfindung ist ein Prozess und manche Prozesse dauern eben länger als andere.

🌠 Mein Resümee für 2023

Das vergangene Jahr war für mich vor allem eines: ein Jahr des Übergangs.

Es war das erste Jahr, in dem ich nicht studiert habe. Das erste, das ganz ohne Hausarbeiten und Abschlussarbeiten verging. Dafür habe ich als selbständige Kunsthistorikerin eine Ausstellung kuratiert, über meine Herzensthemen sprechen können und meine Begeisterung für die Kunstgeschichte mit tausenden Menschen teilen können.

Auf NetzTraktat gab es so viele neue Beiträge wie seit 2015 nicht mehr. Ich konnte mit mir selbst, meiner Motivation und meinen Projekten ein wenig mehr Frieden schließen und auf den letzten Metern des Jahres habe ich mein Zuhause in Kisten gepackt und komme nun langsam in einer neuen Umgebung wieder auf die Beine.


Da ich die Feiertage erkältet im Bett verbracht habe, hatte ich viel Zeit, um mich auf das zu besinnen, was ich im nächsten Jahr priorisieren möchte. Es gibt einige Projekte, die ich in Angriff nehmen möchte. Große und kleine Veränderungen und einige neue Themen. Bleibt dabei, wenn euch meine Pläne für 2024 interessieren!

Bis dahin wünsche ich euch einen entspannten und entspannenden Jahresausklang 2023 und hoffe, dass auch ihr positive Erinnerungen und Veränderungen aus dem vergangenen Jahr in 2024 mitnehmen könnt.

1 Gedanke zu „Jahresrückblick 2023: Ein Jahr des Übergangs“

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